die Klingenstadt
- Ein Kurzportrait. Ein erster Eindruck –
Solingens Reize erschließen sich erst beim zweiten Blick

Wo liegt denn eigentlich Solingen? Im Ruhrgebiet? Falsch, Solingen liegt zwar auch in Nordrhein Westfalen, aber südlicher und in einer historisch traditionsreichen Region, dem ,,Bergischen Land", das im Norden durch die Ruhr, im Süden durch die Sieg, im Westen durch den Rhein und im Osten durch das Westfälische Sauerland begrenzt wird. Seine Größe ist mit dem Saarland vergleichbar. Das ,,Bergische Land" ist ein bergiges Land. In Solingen herrschen deshalb ausgeprägte Höhenunterschiede zwischen dem Ohligser ,,Unterland" mit 53 Metern über dem Meeresspiegel und dem Gräfrather Wasserturm mit 276 Metern über Normalnull.

In Solingen ankommen ist für den Ortsunkundigen gar nicht so einfach. Wer sich per Auto über die A 46 von Wuppertal oder Düsseldorf nähert, muß in Haan-Ost oder Haan-Hochdahl abfahren; wer die ,,Bergische" Autobahn, die A 1, benutzt, sollte den Fuß vom Gas nehmen, wenn er des Schildes "Wermelskirchen" ansichtig wird. Obwohl Solingen erwiesenermaßen ,,Weltruf durch Qualität" erlangt hat und in aller Herren Länder bekannt sein soll, üben die Klingenstädter vornehme Bescheidenheit, was die Beschriftung von Autobahnschildern angeht. Lediglich an der A 3, grüßt den von Köln oder dem Hildener Kreuz kommenden Besucher ein schlichtes ,,Solingen"-Schild. Wer jedoch glaubt, am Ziel zu sein, irrt. Hinter der Abfahrt ,,Solingen" kommt erst einmal die Stadt Langenfeld, Kreis Mettmann. Bis Solingen, Pardon!, Solingen-Ohligs, sind es noch ein paar zusätzliche Kilometer.

In Solingen ans Ziel zu kommen, setzt also eine gewisse Findigkeit voraus. Vor allem muß sich der Zugereiste im klaren sein, ob er in Solingen nach Wald, nach Höhscheid, Merscheid oder gar nach Solingen-Mitte will, denn wo normale oder auch Allerwelts-Städte ein Zentrum, einen Stadtrand und eine Vorstadt haben, hat Solingen von allem fünf - nämlich Ohligs, Wald, Gräfrath, Höhscheid und ,,Mitte" - dazu kommt noch seit 1975 die ehemalige Grafenresidenz ,,Burg an der Wupper". Die übrigen Städte, einst zum ,,Oberen Kreis Solingen" gehörig, fügte ein kühner Beschluß des preußischen Landtages im Jahre 1929 zusammen. Die frühere Selbständigkeit und Siedlungsstruktur wirkt aber nach: Wie auf den gespreizten Fingern einer ausgestreckten Hand liegen die Siedlungzentren im Solinger Raum auf den Höhenrücken des Niederrheinischen Schiefergebirges, das sich von Ohligs gesehen, westlich zur Niederrheinischen Tiefebene öffnet. Zwischen den ,,Fingern" liegen tief eingeschnittene Bachtäler, die sich durch Morast und Steigung über die Jahrhunderte erfolgreich gegen die menschliche Besiedlung gewehrt haben und sich auch heute noch als natürliche Grünzonen mitten durch die Stadt ziehen. Das ist allerdings schon eine Entdeckung auf den zweiten Blick, denn die Städte sind im letzten Jahrhundert entlang der großen Verbindungsstraßen aufeinander zugewachsen. Von Ohligs nach Wald, von Wald nach Solingen reiht sich so Haus an Haus. Kurz dahinter oder auch nur fünf Minuten Weges von der befahrenen Hauptverkehrsstraße entfernt kann aber schon ,,Busch" sein und Wanderweg und Stille - ein Paradies für Feierabend-Jogger, Spaziergänger und Wanderer. 355 Kilometer macht das Netz gekennzeichneter Wanderwege in Solingen insgesamt aus. Rund um die Stadt führt seit1935 der Klingenpfad. Dazu kommen noch ein Weg um die ehemalige Stadt Wald und der Merscheider Rundwanderweg, der elf alte Hofschaften durchquert und an fünfzig Baudenkmälern vorbeigeht.